Von dem einst mächtigen Kloster Lorsch, das im frühen Mittelalter ein Zentrum geistiger, politischer und kultureller Entwicklung war, sind nur wenige bauliche Zeugnisse erhalten geblieben – allen voran die berühmte Königshalle und die Überreste der Klosterkirche. Weil die materielle Substanz begrenzt ist, spielt das immaterielle Erbe eine umso größere Rolle, um die kulturelle Bedeutung des Klosters für die Gegenwart erfahrbar zu machen.
Ein zentrales Element dieses immateriellen Erbes ist die mittelalterliche Musik. Auch wenn nur ein geringer Bestand an neumierten Texten aus Lorsch überliefert ist, muss man von einem einst reichen Musikleben ausgehen. Der hier gepflegte Choralgesang und andere Formen der Musik waren ein wesentlicher Bestandteil des klösterlichen Lebens.

Die Stiftung UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch engagiert sich daher gezielt für die Erforschung und Praxis mittelalterlicher Musik. Durch wissenschaftliche Arbeit, Konzerte und Workshops soll dieses musikalische Erbe nicht nur bewahrt, sondern auch für ein breites Publikum lebendig gehalten werden. An einem Ort, an dem nur wenige materielle Zeugnisse des Klosters erhalten sind, eröffnet die Musik eine unmittelbare Verbindung zur Vergangenheit: Sie hilft dabei, Geschichte hörbar zu machen.
Schon seit vielen Jahren ist der armenische Geghard-Chor der Stiftung UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch als Botschafter verbunden. Der Chor pflegt die Tradition der armenischen Sakralmusik, die auf eine jahrhundertealte liturgische Praxis zurückgeht. Durch seinen Bezug zum UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Geghard bringt der Chor diese einzigartige Musiktradition nach Lorsch und schafft so eine kulturelle Brücke zwischen beiden Klöstern.